© D. W. Sattler 2015 
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Mineralien, Spurenelemente, Vitamine und Ballaststoffe

Einleitung
Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine kann der menschliche Körper nicht selbst bilden (Ausnahme Vitamin A und D), sie müssen also mit der täglichen Nahrung zugeführt werden. Mineralien bzw. Spurenelemente sind anorganische Stoffe und steuern - zusammen mit Vitaminen und Enzymen (das sind - außer der RNA [Ribonukleinsäure] - Proteine, also bestimmte Eiweißmoleküle) - unseren Stoffwechsel. Ein Mangel, aber auch die Überdosierung, z. B. durch so genannte Nahrungsergänzungsmittel (NEM, s. unten), kann ernsthafte Folgen haben. Mineralien wie Calcium, Kalium, Natrium, Magnesium und Phosphor sind für eine gesunde Ernährung genau so wichtig wie die Spurenelemente Eisen, Fluor, Jod, Selen oder Zink beispielsweise.
Vitamine steuern - jedes für sich - bestimmte biochemische Vorgänge und auch sie sind essenziell für einen ungestörten Stoffwechsel. Eine Vitaminversorgung auf Vorrat funktioniert nicht, sie müssen ebenfalls täglich mit einer ausgewogenen Nahrung (pflanzlicher und ggf. tierischer Herkunft) ergänzt werden. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Vitaminen - fett- oder wasserlöslich - und deshalb ist die Art der Zubereitung wichtig, wenn man alle Vitamine so weit wie möglich erhalten möchte. Dazu gehört die richtige Lagerung von Obst und Gemüse sowie die möglichst frische Verwendung; gewaschenes Gemüse nicht im Wasser liegen lassen; eine schonende Garung (die meisten Vitamine vertragen keine übermäßige Wärme) sowie das Anrichten von Salaten mit guten, kalt gepressten Ölen, um die fettlöslichen Vitamine A, D, E, K aufzuschließen.
Fettsäuren - Gesättigte als auch ungesättigte Fettsäuren liefern viel Energie, unterstützen das Immunsystem und beeinflussen viele Stoffwechselprozesse positiv. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) bestätigt, dass ein hoher Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren, zusammen mit einem niedrigen Anteil gesättigter Fettsäuren, das Risiko für koronare Herzkrankheiten senkt. Die Ω3 und Ω6 Fettsäuren gehören zu den essenziellen Fettsäuren, da sie vom menschlichen Organismus nicht hergestellt werden können. Die DGE empfiehlt etwa 30 % des Energiebedarfs mit Fett zu decken: Davon 10 % gesättigte, 10 - 13 % einfach ungesättigte und den Rest mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Mehr dazu unter Kapitel > Pflanzliche und tierische Fette.
Sekundäre Pflanzenstoffe sind eine weitere wichtige Gruppe unserer Nahrung: Anthocyane, Carotinoide, Flavonoide, Glucosinolate, Isothiocyanate, Polyphenole u. a., die von Pflanzen für ihre eigene Entwicklung gebildet werden. Diese Stoffe haben für unseren Körper ebenfalls große Bedeutung, denn sie stärken das Immunsystem, schützen vor Infektionen, wirken entzündungshemmend und sind eine gute Waffe (Antioxidantien, auch als Radikalfänger bezeichnet, wie z. B. die Vitamine C, E und β-Carotin) gegen so genannte "freie Radikale", die unsere Körperzellen schädigen können.

Mineralstoffe und Spurenelemente
Inhaltsstoff
Bor (B)
Calcium (Ca)
Chrom (Cr)
Eisen (Fe)
Fluor (F)
Iod / Jod (I)
Kalium (K)
Kupfer (Cu)
Magnesium (Mg)
Mangan (Mn)
Natrium (Na)
Phosphor (P)
Selen (Se)
Zink (Zn)
Tagesbedarf
3 mg
bis 1000 mg
bis 2 mg
15 mg
k. A.
200 μg
2000 mg
bis 3 mg
bis 350 mg
bis 5 mg
bis 1000 mg
800 mg
100 μg
bis 15 mg
besonders wichtig für:
Knochenaufbau
Knochen, Zähne, Muskeln
Fettstoffwechsel, Insulinspiegel
Blutbildung, Sauerstofftransport
Knochen, Zähne (Karies)
Schilddrüsenfunktion
Wasserhaushalt
zentrales Nervensystem
Zellen, Muskulatur, Nerven
Stoffwechsel, Knochen, Bindegewebe
Wasserhaushalt, Blutdruck, Nerven
Knochen, Zähne, Muskulatur
Körperabwehr, Wirkung von Vitamin E
Wundheilung, Haut, Nägel, Haare
Vorkommen z. B. in:
Karotten, Weintrauben, Äpfeln, Nüssen, grünen Bohnen
Milchprodukten, Vollkornbrot, Kohl, Sesam, Mineralwasser
Vollkornprodukten, Nüssen, Petersilie, Innereien, Austern
Leber, Spinat, Hülsenfrüchten, Fleisch, Kürbiskernen
Leitungs- / Mineralwasser, Thunfisch, Walnüssen
Jodsalz, Algen, Meeresfrüchten, Seefisch
Brokkoli, Nüssen, Tomaten, Bananen, Kartoffeln, Paprika
Nüssen, Leber, Niere, Fisch, Spinat, Kartoffeln
Bananen, Birnen, Kartoffeln, Spinat, Mineralwasser
Nüssen, Weizenkörnern, Hülsenfrüchten
Roter Bete, Kochsalz (NaCl), Gewürzgurken
Gemüse, Kartoffeln, Getreide, Nüssen
Vollkornprodukten, Naturreis, Leber, Paranüssen
Getreidekeimen, Haferflocken, Käse, Eigelb

Der geschätzte Tagesbedarf ist laut DGE (siehe unten) bei Frauen und Männern (bis ...) leicht unterschiedlich / [A] - Antioxidantien

Vitamine
Vitamine, fettlöslich:
A (Retinol)
Pro A (β-Carotin) [A]
D (Cholecalciferol)
E (Tocopherol) [A]
K (Phyllochinon)
 
wasserlöslich:
B1 (Thiamin, Aneurin)
B2 (Riboflavin)
B3 (Nikotinsäure, Niacin)
B5 (Panthotensäure)
B6 (Pyridoxin)
Folsäure (B9)
B12 (Cobalamin)
C (Ascorbinsäure) [A]
Biotin (H oder B7)
Tagesbedarf
bis 1000 μg
~ 6 mg
bis 20 μg
bis 14 mg
75 μg
 
 
bis 1200 μg
bis 1600 μg
bis 17 mg
6 mg
bis 1600 μg
bis 400 μg
bis 5 μg
bis 100 mg
bis 300 μg
besonders wichtig für / Vorkommen z. B. in:
Spinat, Leber, Eigelb, Milcherzeugnissen, Paprika, Petersilie, Mangos
Sehkraft, Hautfunktion, Haare, Zähne / Karotten, Sanddorn, Orangen, Kürbis, Birnen, Chicorée
Thunfisch, Eiern, Pilzen, Fleisch, Avocados, Innereien (durch UVB-Sonnenlicht in der Haut)
Weizenkeim-, Sonnenblumen- und Distelöl, Nüssen, Hülsenfrüchten, Mais
Haferflocken, Hühnerfleisch, Milch, Eiern, Kohl, Leber
 
 
Südfrüchten, Vollkornbroten, Weizenkeimen, Hülsenfrüchten, Schweinefleisch
Milchprodukten, Pilzen, Getreide, Fisch, Sanddorn, Roter Bete, Orangen, Bananen
Geflügel, Lachs, Vollkornbroten, Hülsenfrüchten
Steinpilzen, Leber, Blumenkohl (Brokkoli), Seefisch, Milch
Weizenkeimen, Lachs, Bananen, Orangen, Roter Bete, Fleisch
Rosenkohl, Brokkoli, Spargel, Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Leber, Eigelb, Nüssen
Milchprodukten, Seefisch, Eiern, Leber, Sauerkraut
Paprika, Südfrüchten, Sanddorn, Kiwis, Hagebutten, Camu Camu
Kalbsleber, Milch, Haferflocken, Nüssen, Hülsenfrüchten, Spinat

Ballaststoffe sind allgemein unverdauliche Bestandteile in pflanzlicher Nahrung, wobei man lösliche (z. B. Inulin, Pektin, Dextrin > Obst, Gemüse) und unlösliche (beispielsweise Cellulose, Lignin > Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse teilweise) Ballaststoffe unterscheidet.
Sie füllen den Magen und wirken dadurch sättigend. Wichtig bei den Löslichen ist aber, ausreichend zu trinken. Tut man das nicht, gibt es Probleme mit der Verdauung bis hin zur akuten Verstopfung, weil diese Stoffe im Magen / Darm stark aufquellen. Ballaststoffe beider Arten lassen den Blutzucker langsamer ansteigen und sorgen außerdem für eine geregelte Verdauung, steigern die Produktion von Gallensäure, dabei wird Cholesterin abgebaut, der Cholesterinspiegel gesenkt. Eine ballaststoffreiche Ernährung mindert das Risiko von Magen-, Darm- sowie Stoffwechselerkrankungen und wirkt vorbeugend gegen Herz- und Kreislauferkrankungen. Die DGE rät zu einer Mindestaufnahme von 30 g pro Tag; einige prozentuale Beispiele:

Beim Getreide liegt der Roggen mit 13.5 % ganz vorn: Knäckebrot (Roggen) 14.5 %, Haferflocken 9.5 %, Weizengries 7 % und Cornflakes mit 4 %. Der absolute Renner ist aber Weizenkleie, mit dem höchsten Anteil von rund 50 %.
Bei Gemüse ist es Kohl: Rosenkohl 4.5 %, Weiß- und Blumenkohl 3 %, Kartoffel 2 %, Blattsalat mit 1.5 %, Gurke < 1 %.
Obst frisch / getrocknet: Kiwi 4 % / - , Banane 2 % / - , Weintraube 1.5 % / 5.5 %, Pflaume 1.7 % / 9 %, Feige - / 9.6 %, Dattel - / 9 % und bei Nüssen: Mandeln 10 %, Haselnüsse 7.5 %, Erdnüsse 7 % und Walnüsse 4.5 %.
Zum Vergleich: Fleisch, Wurst, Fisch, Käse und Eier enthalten überhaupt keine Ballaststoffe.

Nährwertangaben auf den Produkten werden allgemein in Gramm (g), Milligramm (mg) oder Mikrogramm (μg) pro 100 Milliliter (ml) oder 100 Gramm der Nahrungsmittel angegeben. Oft erfolgt zusätzlich die Angabe pro Portion, die aber stark variieren kann, beispielsweise 25, 40 oder 200 g (siehe Grafik unten), bzw. bei Getränken 1 Glas / 250 ml / ¼ Liter.

Funktionale Additive - Bei den viel diskutierten Zusatzstoffen hat die Lebensmittelindustrie für die unbeliebten E-Nummern nach Alternativen gesucht, um den Verbrauchern so genannte "clean label" (saubere Etiketten) zu präsentieren. Dabei werden die Funktionen von Zusatzstoffen verklausuliert, d. h. in den Zutatenlisten werden natürliche Lebensmittel ausgewiesen, die genau genommen Produkte mit Zusatzstoffcharakter sind und so wird dann z. B. ein Geschmacksverstärker geschickt verschleiert, indem Hefeextrakt auf der Packung steht. Auch hier einige Beispiele:

  • Aroma, naturidentische Aromen - eine legalisierte Bezeichnung für Geschmacksverstärker und wenn so mancher wüsste wie sie hergestellt werden, würde er sie kaum verzehren oder verwenden wollen.
  • Flüssigrauch - wird bei der Holzkohleherstellung gewonnen, der Rauch wird durch ein Wasserbad geleitet, von Teer und anderen unbekömmlichen Stoffen befreit und ist dann ein Raucharoma für Lebensmittel (Käse, Wurst usw.), aber ohne die konservierende Wirkung des echten Kalt- oder Warmräucherns!
  • Gelatine - ist zwar ein altbekanntes Produkt, wird aber nicht nur für Aspik, Sülze oder Tortenguss verwendet, sondern auch als Klärmittel für Säfte und Wein.
  • Glucosesirup - ein beliebter Industriezucker aus Stärke.
  • Hefeextrakte - wie schon beschrieben, bewährte Würzmittel, mittlerweile fast ohne Hefegeschmack, dafür in jeder denkbaren Geschmacksrichtung als reine Geschmacksverstärker verfügbar (siehe auch > Gewürze von A-Z > Glutamat und Hefeextrakt).
  • HFCS (high fructose corn syrup) - ein Fruchtzuckersirup aus Maisstärke.
  • HVP (hydrolysed vegetable protein) - ein pflanzliches Eiweißprodukt zum "Würzen".
  • Lactoferrin - ein Produkt aus Milch bzw. Molke mit antibakterieller Schutzfunktion, da es Bakterien das (über)lebensnotwendige Eisen entzieht.
  • Lactose - Milchzucker findet sich in vielen Produkten. Manche Menschen vertragen Milchzucker aufgrund einer genetischen Veranlagung (Laktoseintoleranz) nicht.
  • Maltodextrin (Maltrin) - ist ein wasserlösliches Kohlenhydratgemisch und wird als Stabilisator, Füllstoff, Verdickungs- und Konservierungsmittel in einer Vielzahl von Produkten (Fertigsuppen, Fleisch- und Wurstwaren, Süßwaren, Kindernahrung, als Streckmittel einiger Kaffeeröster und als Träger für Aromen, Vitamine oder Gewürze; Info: Wikipedia) verwendet - ein wahrer Tausendsassa.
  • Milcheiweiß-Erzeugnisse - wie mikropartikuliertes Eiweiß oder nur ganz banal Milcheiweiß ist kaum als solcher Zusatz erkennbar und diese Stoffe eignen sich z. B. auch hervorragend für die Herstellung von Kunststoffen.
  • Rosmarinextrakt - auch so ein Beispiel, ein Antioxidans (Carnosolsäure).
  • RTK (rektifiziertes Traubenmostkonzentrat) - ist "das süße Geheimnis" der Winzer, wenn Wein "ohne Zuckerzusatz" hergestellt wird - ein hoch konzentrierter Zuckersirup, der aber nicht für Prädikatsweine verwendet werden darf.
  • Surimi - siehe Thema > Fische und Meeresfrüchte > Krebs, Krabbe & Co.
  • WPC (whey protein concentrate) - ist noch so ein Produkt der Molkereiwirtschaft, das gern als "Milcheiweiß-Erzeugnis" deklariert wird.
    Quelle: Europäisches Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften e.V.

Fazit
Nahrungsergänzungsmittel - kurz NEM genannt (s. z. B. unter Gemüse / Obst / Fette), sind Lebensmittel und keine Medikamente. Hierunter fallen in der NemV (Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung) Lebensmittel bzw. Nährstoffe, die eine allgemeine Ernährung ergänzen können (Quelle: BMJV / Juris, Stand 2013).

Nährwertangaben in % beziehen sich auf den durchschnittlichen Tagesbedarf, z. B. nach der DGE manchmal auch ETB (Empfohlener täglicher Bedarf) genannt - oder, wir haben es ja gern fremdsprachig: Nach GDA (Guideline Daily Amount / CIAA), wobei meistens von einem Nahrungsbedarf von 2000 kcal (das ist der Durchschnittswert für Frauen) ausgegangen wird. Zusätzlich erfolgt oft auf den Verpackungen für Lebensmittel nach der nationalen NKV (Nährwert-Kennzeichnungsverordnung) die Darstellung in kleinen tonnenförmigen Grafiken, siehe nebenstehende Abbildung.
Foodwatch e.V. (mehr Info hier) lehnt diese prozentualen Angaben ab und plädiert stattdessen vehement für eine Ampelkennzeichnung nach englischem Vorbild der FSA (Food Standards Agency).
GDA
Beispiel der Angaben für Kartoffelpüree
Noch mehr Information!

Wer sich nun gesund ernähren möchte, dem sei ein weiser Spruch aus Asien ans Herz gelegt: "Es ist nicht so wichtig wie und wann, sondern - was - man - warum - isst"
Ja, und dann gibt es auch noch Stoffe, die nicht zu den Essenziellen gehören, die kritischen E-Nummern!

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